Alfred Delp
ein Referat von Christina Neugebauer Klasse 1O b Gymnasium am Mosbacher Berg, Wiesbaden
I) Lebenslauf
1. Kindheit und Schule
2. Eintritt in den Jesuitenorden und Studienzeit
3. Eintritt in den Kreisauer Kreis
4. Verhaftung
5. Gefängniszeit
6. Hinrichtung
II) Thema seines Lebens
III) Briefe/Kassiber
Zitate
I)
1. Alfred Delp wird am 15.09.1907 in Mannheim geboren. Seine katholische Mutter arbeitet als Köchin in einem Offiziershaushalt, der Vater, protestantisch, ist Kaufmann. Delp wird am 17.09.1907 katholisch getauft.Er verbringt seine Kindheit bis 1914 in Mannheim; 1914 zieht die Familie nach Lampertheim um. Dort besucht er das Gymnasium im benachbarten Dieburg und überspringt 2 Klassenstufen. Delp wird als intelligent und neugierig beschrieben.
Der junge Alfred Delp begeistert sich für die stark christlich geprägte Jugendbewegung. Wie viele andere Jugendliche protestiert er gegen die langweilige, bürgerliche Welt der Erwachsenen und nimmt an Gemeinschaftsunternehmungen wie Lagerfeuern oder Nachwanderungen teil. Ab 1919 ist Delp Mitglied des „Bundes Neudeutschland“ mit der Parole: „Christus, Herr unserer Zeit.“ Er leitet eine eigene Gruppe und motiviert auch andere dazu, Jugendliche zu werben. Ostern 1922 tritt Alfred Delp in das bischöfliche Konvikt Dieburg ein und besteht 1926 sein Abitur als Klassenbester.
2. 1926 tritt Delp dem Jesuitenoden bei, einer Elitegruppe mit der gründlichsten Ausbildung unter allen Orden. Im April des gleichen Jahres geht er zum Noviziat der Gesellschaft Jesu im österreichischen Tisis (Vorarlberg). Seine intellektuelle Begabung und seine enorme Belesenheit verschaffen ihm Respekt von seinen Kollegen. Bei Vorlesungen schreibt er Briefe, und Behauptungen und Lehrsätze akzeptiert er nicht ungefragt. Zu dieser Zeit hat Delp ein sehr gespanntes Verhältnis zu seinen Eltern; er besucht sie selten und vergisst Geburtstage.
1928 wechselt Alfred Delp zum Jesuitenkolleg nach Pullach bei München. Dort beginnt er sein 3-jähriges Philosophiestudium in der Unterrichtssprache Latein. Seine Hauptinteressen scheinen die sozialen Probleme und zeitnahe Philosophie zu sein. Delp sieht „den modernen Menschen am Verlust der Mitte und an einer gestörten Beziehung zu Gott leiden; der Verzicht auf Gott führt schließlich zum Verlust der Humanität.“
1931 wechselt der junge Mann zum Jesuitenkolleg Stella Matutina Feldkirch (Österreich) und arbeitet dort als Erzieher. Er entwickelt eigene Erziehungsmethoden, z.B.
- Bewährung statt Bewahrung
- Mut zur Eigenverantwortung statt lückenloser Aufsicht
- kultivierte Diskussion statt andauernder Vorträge
- Sport, Spiel, Fahrten sind wichtig
Ab 1933, seit dem Wahlgewinn der NSDAP, ist er verpflichtet, Filme über das deutsche Heer sowie Reden von Hitler und Goebbels vorzuspielen. Seine heimliche Abneigung gegen die Pläne der Nationalsozialisten darf er nicht zeigen.
1934 wechselt das Kolleg den Ort, und zwar in das ehemalige Benediktinerkloster von St. Blasien im Schwarzwald. Im Herbst beginnt Delp das 4-jährige Theologiestudium in Frankfurt. Um 1936 wendet sich Alfred Delp neuen Themen zu. Er will verstehen, warum die neue Heilslehre der Nazis so viele Menschen begeistert, und möchte nachvollziehen, auf welche Sehnsüchte Hitlers Anhänger mit ihrer Theorie treffen. Delp versucht, positive Ansätze herauszufiltern, zu reinigen und weiterzuführen. Dabei befindet er sich in Lebensgefahr, weil er sich eigene Gedanken um die Hitlerherrschaft macht.
Am 24.06.1937 wird Delp durch Kardinal Michael Faulhaber in München zum Priester geweiht. Von da an arbeitet er in der gehobenen katholischen Presse mit. Im Chrysologus veröffentlicht er Predigtentwürfe; auch für die Stimmen der Zeit, einer bis heute existierenden Zeitschrift, schreibt er Artikel. Zugleich ist er in ganz Deutschland als Priester tätig.
1939 wollte Delp seine Promotion in Philosophie und Staatswissenschaft beantragen, was jedoch abgelehnt wurde, da Jesuiten bereits als „staatsgefährdend“ galten. Nach dem 1.September 1939 (Polenangriff) möchte Delp gern als Feldgeistlicher arbeiten. Auch das wird ihm nicht erlaubt. Somit widmet er sich wieder seiner Arbeit als Redakteur im Redaktionsgebäude in München. Problemstellungen, mit denen er sich dabei auseinandersetzt, sind u.a. Frage wie „Was ist der Mensch? Was erfüllt sein Leben? Wer setzt ihm Maßstäbe?“
Alfred Delp leistet listigen Widerstand gegen den Zeitgeist.
Ab 1941 arbeitet Delp auch in der Männerseelsorge und betreut Jugendgruppen. Er arbeitet auch an 2 anspruchsvollen Buchprojekten, die jedoch nicht veröffentlicht werden dürfen.
Im Frühjahr 1941 werden die Stimmen der Zeit verboten. Die Redaktion bekommt kein Papier mehr geliefert. Dies ist eine typische Taktik der NS-Behörden. Delp zieht nach München-Bogenhausen um, nachdem das Redaktionsgebäude geräumt wurde. Grund dafür war die späte Rache für einen Beitrag, den ein Jesuitenschriftsteller mal veröffentlicht hatte. Dieser beschrieb die Naziherrschaft als „Drill, den man Tieren beibringt. Die Nazis greifen in heimliches Denken und das innere Wollen der Menschen ein, bestimmen es, ja befehlen es!“
Delp arbeitet nach seinem Umzug nach Bogenhausen als Rektor der dortigen St.-Georgs-Kirche. Sein großer Aufruf : „Die Christen sollen den Menschen die verlorene Mitte - Gott - wieder nahe bringen in der aus den Fugen geratenen Zeit“. Bei Bombenangriffen erweist sich Delp als Katastrophenhelfer und Tröster. „Man muss aus den schrecklichen Vorgängen lernen und darf Gott dafür nicht verantwortlich machen. man darf nicht verbluten an den Wunden, die wir spüren, sondern immer wacher und entschlossener werden daran.“
In seinen Predigten spricht er seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu Beginn indirekt und verschlüsselt aus; später redet er jedoch Klartext. Frontal und eindeutig.
Auch spricht er offen seine Kritik gegen W. Liebeneiners Problemfilm „ICH KLAGE AN“ aus. Es ginge um die „Flucht vor der Härte des Lebens, der Liebe und der Gemeinschaft.“
Alfred Delp setzt sich aktiv für die Unterstützung von Juden ein und bietet ihnen in seinem eigenen Haus Unterschlupf.
3. Im Frühjahr 1942 hat Alfred Delp seine erste Begegnung mit Graf Helmut von Moltke in Berlin. Dieser sucht einen guten Soziologen für seinen Kreisauer Kreis. Diese Gruppe hat als Ziel, ein Modell für eine neue Gesellschaftsordnung nach dem Ende der Zeit des 3.Reiches zu entwickeln. Delp engagiert sich besonders um die Position der katholischen Kirche für einen Neuaufbau Deutschlands im Hinblick auf die katholische Soziallehre. Er verfasst Denkschriften zur „Arbeiterfrage“ und zum „Bauerntum“, stellt auch Kontakt zu Münchener Widerstandskreisen her. Welche Rolle Delp dabei unter den anderen Mitgliedern spielt, weiß man nicht genau, da bei Treffen keine Protokolle oder Teilnehmerlisten angefertigt werden.
Zu groß ist die Gefahr, dass Widerständler entdeckt und bestraft werden. Daher hat man auch verräterische Unterlagen bis spätestens 1944 systematisch vernichtet oder versteckt.
Trotzdem gibt es eine Menge verstreuter Delp-Texte, die Rückschlüsse darauf zulassen, an welchen Kreisauer Dokumenten er beteiligt ist. Man spricht ihm die Rolle des Anreger und Theoretikers zu, nicht die des Praktikers. Delp setzt sich stark für die Überprüfung von Inhaftierungen und Enteignungen ein, sowie für Erziehungsbeihilfen, Steuerbegünstigungen für Familien, Ausbau des Arbeiterschutzes und der Gesundheitsfürsorge im Betrieb.
Er entwickelt die Idee des „Personalen Sozialismus“, die auch in seinem Entwurf „Neuordnung“ zu finden ist: „Eine Wirtschafts- und Sozialordnung, die die Rechte der Gemeinschaft wie des Einzelnen wahren will, die beides zu garantieren sucht, soziale Sicherheit und Freiheit des Einzelnen, muss zugleich sozialistisch und personal sein!“
4. Am 20.07.1944 findet das Attentat auf Hitler statt. Delp ist daran, im Gegensatz zu anderen Widerständler des Kreisauer Kreises, nicht beteiligt. In der folgenden Nacht setzt in Deutschland eine gigantische Verhaftungswelle ein.
Am Tage des 28.Juli 1944 wird Alfred Delp nach der Morgenmesse in St.Georg von zwei Männern der Gestapo verhaftet. Er wird in das Gestapo-Gefängnis nach Berlin-Moabit transportiert und zusammen mit anderen Nazi-Gegnern eingesperrt.
5. Die dortigen Haftbedingungen sind sehr streng; persönliche Sachen werden Delp sofort abgenommen. Auch Schläge im Folterkeller auf Anordnung Hitlers stehen auf der Tagesordnung. Er beginnt, seine Gedanken und Erlebnisse in Kassibern an Freunde und Verwandte niederzuschreiben.
Am 27.September wird Delp nach Berlin-Tegel verlegt. Delp kann sich glücklich schätzen, da das Gefängnis unter der staatlichen Justizverwaltung mit Wachtmeistern geführt wird. Delp bekommt mehr Lebensmittel zugeteilt. Die Wächter helfen ihm, Briefe (Kassiber), durch die Wäsche nach draußen zu schmuggeln. Während seiner gesamten Inhaftierung schreibt er etwa 120 Stück, in denen er sein Leben zwischen Todesangst, Hoffnung und Ungewissheit beschreibt.
Seine Gelübde legt Alfred Delp am 8.Dezember 1944 im Gefängnis ab. Auf wenigen Seiten fasst er kompakt und konzentriert seine Grundüberzeugungen zusammen, u.a. die Texte
- Theonomer Humanismus (Bindung an ewige Werte garantiert die Humanität)
- Die Erziehung der Menschen zu Gott (erst müssen die elementaren Lebensbedürfnisse befriedigt werden, wenn sich der Mensch einer religiösen Botschaft öffnen soll)
- Vision von einer dienenden, Fragen und Nöte ernst nehmenden Kirche
Am 16.Dezember 1944 werden die Anlagepunkte gegen Delp bekannt gegeben. Er versucht, diese mit allen Mitteln abzuwehren und sich zu verteidigen. Die Urteilsbegründung, bei der keine Beziehung Delps zum 20.07.1944 nachgewiesen werden kann, nennt 4 Belastungen:
1. Gedanken an eine deutsche Zukunft nach einer möglichen Niederlage.
2. Unvereinbarkeit von Nationalsozialismus und Christentum.
3. der Orden ist eine Gefahr und der Jesuit ein Schuft, grundsätzlich Feinde Deutschlands.
4. Die katholische Lehre von der sozialen Gerechtigkeit.
Der Prozess vor dem Volksgerichthof in der Berliner Bellevuestraße beginnt am 9.Januar 1945. Vorsitzender Richter ist der berüchtigte Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler. Dabei geht es nicht mehr nur um die angeblichen Putschpläne; es geht um die „Unverschämtheit, sich eigenständige Gedanken um die staatliche Ordnung gemacht und am Endsieg gezweifelt zu haben.“
Am 11.Januar wird Delp zum Tode verurteilt. Er ist erleichtert, nun endlich Gewissheit zu haben und hat auch anfangs keine Angst vor dem Tod. Vom Geburtstag seines Patenkindes Alfred Sebastian erfährt Delp am 23.Januar. Eine Woche später, am 31.Januar, wird er zu seiner Hinrichtungsstätte nach Plötzensee transportiert. Dort lässt man ihn noch 2 Tage warten.
6. Alfred Delp wird am 2.Februar 1945 gegen 15 Uhr erhängt.
Seine Asche wird auf den Berliner Rieselfeldern verstreut, da es keine Gräber für Widerständler geben durfte.
II)
Alfred Delps Lebensthema lässt sich zusammenfassen in den „Urworten der menschlichen Freiheit ´Adore et suscipe`, Anbetung und Hingabe.“ Eine tiefe Gottesbeziehung und die Zuwendung zum Menschen gehören für ihn direkt zusammen. In seinen theologischen Predigten und Texten erfahren wir Delp immer wieder als großen Beter und in den sozialen Problemen engagierten Christen. „Gott gehört in die Definition des Menschen. Und die innerste Lebensgemeinschaft mit Gott zu den ersten Vorraussetzungen eines gelungenen und gekonnten Lebens.“ Für sein Lebenswerk gilt: „Lasst uns Gott wieder ehren in Anbetung, Verkündigung und Jubel“ und gleichzeitig die „Rückkehr in die Diakonie, das Nachgehen und nachwandern auch in die äußersten Verlorenheiten und Verstiegenheiten des Menschen.“
Delp selbst sagt noch kurz vor seinem Tod: „Das war der Sinn, den ich meinem Leben setzte...: Die Rühmung und Anbetung Gottes vermehren; helfen, dass die Menschen wieder nach Gottes Ordnung und in Gottes Freiheit leben und Mensch sein können.“
Alfred Delp sieht in jedem Menschen Gottes Angesicht; aus der Liebe Gottes heraus erkannte er die Ordnung Gottes, die jedem Mensch das Lebensrecht gab. Aus dieser Erkenntnis heraus ist er ein mutiger, bewundernswerter Mann, der von dem, was er als wahr und gerecht erkennt, nicht abgehen darf, um keinen Preis (auch nicht um den Tod). Neben seiner Intelligenz und seinem Mut zur eigenen Meinung hat er ein besonderes Gespür dafür, was sich um ihn herum ereignet; sei es die Entwicklung der Gesellschaft oder das Erscheinen politischer Gefahren.
III)
In einer Korrespondenz mit Delps Mitbruder 1939
„Wir machen aus dem Tod einen Unsinn, der ein herrliches Lebensgefüge willkürlich und tyrannisch zerreißt. Die Menschen winden sich unter der Tatsache des täglichen Daseins wie unter einem Verhängnis, das sie von außen anfällt, sie reiben sich wund daran und vergiften ihr Leben, weil sie seine Grenzen nicht aushalten. Und das sind noch die Stärkeren, die sich die Frage wenigstens vor das Bewusstsein kommen lassen, auch wenn sie nicht damit fertig werden.
Es gibt Menschen, die aus ihrem Leben einen wahren Totentanz machen. Sie sind gelähmt, in allen Lebensäußerungen dadurch, dass sie entdecken, sie gehen einem Ende entgegen. Der Tod hat sie schon erschlagen, bevor er sie überhaupt angeschaut hat. Der Verlust eines geliebten Menschen wird zur ewig blutenden Wunde, für die es keine Heilung gibt. Man macht dem Gott der Religion geradezu einen Vorwurf daraus, dass er diese Wunde nicht abwerte. Gerade religiöse Menschen treibt dieser unverstandene Tod oft in einen Sicherheitsfanatismus. Sie versuchen den Tod um seine Härte und seine Schrecken und die Unsicherheit seines Ergebnisses zu prellen und sich durch mancherlei „Devotionalien“ einen „guten Tod“ zu erhandeln – wobei dennoch oft die einzige „Devotio“ unterbleibt: das gerade und starke Stehen im Willen Gottes und in der Tatsache der Endlichkeit und Vergänglichkeit und Härte des irdischen Lebens, das er uns zugedacht.“
Gedankengang: Der Krieg als geistige Leistung
Krieg ist kein Anlass zum freudigen Jubeln und kein „Idealzustand männlichen Lebens“, sondern ein Problem. Er muss „geistige Leistung sein, will man ihn ertragen, ohne an ihm zu verderben. Die Frage, die sich stellt, verlangt also eine sittliche Meisterung des Krieges, in den wir gestellt sind. Wir haben ihn nicht gerufen, es ist auch nicht in unsere Macht gestellt, ihn aus der Welt in unsere Wirklichkeit zu entrücken. Wir müssen mit ihm fertig werden.“ Der moderne Krieg ziele auf die „totale Vernichtung des Gegners“ ab.
Der Mensch und die Geschichte
„Der Mensch kann Geschichte gestalten, den Lauf der Dinge beeinflussen, die Welt verändern – weil die Welt nie fertig, sondern immer unterwegs ist.“
„Der Mensch soll Geschichte nicht nur erleben und erleiden – er muss Geschichte machen.“
In einem Referat 1942
„Wir sind nicht nur Gott nicht mehr teilhabend, wir sind nicht nur Gottes nicht mehr willig und bedürftig, wir sind Gottes nicht mehr fähig. Doch „gottesfähig“, „religionsfähig“ kann Mensch nur dann wieder werden, den Aufruf Gottes werde er nur dann wieder hören, wenn er nicht mehr in inhumanen, menschenunwürdigen Verhältnissen leben muss.“
Aus einer Predigt
„Der Herr hat uns die Unruhe und die Verantwortung ins Herz hineingebrannt und man verrät den Himmel, wenn man die Erde nicht liebt und man verrät die Erde, wenn man nicht an den Himmel glaubt, weil man dann der Erde Gewalt antut und nicht mit segnenden, helfenden Händen zu ihr kommt.“
Erfahrungen zu Beginn seiner Gefängniszeit
„In einer Nacht, es war um den 15.August 1944, bin ich beinahe verzweifelt. Ich wurde, wüst verprügelt, in das Gefängnis zurückgefahren, abends spät. Die begleitenden SS-Männer lieferten mich ab mit den Worten: < So, schlafen können Sie heute Nacht nicht. Sie werden beten, und es wird kein Herrgott kommen und kein Engel, Sie herauszuholen. Wir aber werden gut schlafen und morgen früh Sie mit frischen Kräften weiter verhauen. <
Ich war wie erlöst, als Alarm kam und erwartete die tötende oder die die Flucht ermöglichende Bombe. Beide blieben aus.“
Brief an Delps Freund Franz von Tattenbach am 10.Januar 1945 (Tag vor Urteilsverkündung)
„Nun muss ich Ihnen doch den Abschiedbrief schreiben. Ich sehe keine andere Möglichkeit mehr. Der Herr will das Opfer. Er hat mich bisher vor allen Zusammenbrüchen und Erschütterungen bewahrt. Er wird mir auch über die letzten Stunden hinweghelfen. Wie ein träumendes Kind trägt er mich oft.“
Brief an Delps Schwester nach der Urteilsverkündung am 11.Januar 1945
„Das ist ein eigenartiges Leben jetzt. Man gewöhnt sich so schnell wieder an das Dasein und muss sich das Todesurteil ab und zu gewaltsam in das Bewusstsein zurückrufen. Das ist ja das Besondere bei diesem Tod, dass der Lebenswille ungebrochen und jeder nerv lebendig ist, bis die feindliche Gewalt alles überwältigt. So dass die gewöhnlichen Vorzeichen und Mahnboten des Todes hier ausbleiben. ... Bis jetzt hat mir der Herrgott sehr herrlich und herzlich geholfen. Ich bin noch nicht erschrocken und auch noch nicht zusammengebrochen. Manchmal kommt ein Wehrmut über mich, wenn ich an das denke, was ich noch tun wollte.
...Ja, und ganz ehrlich gesagt glaube noch nicht an den Galgen. Ich weiß nicht, was das ist. Vielleicht eine große Gnade und Hilfe des väterlichen Gottes, der mich so die Wüste bestehen lässt, ohne in ihr verdursten zu müssen. ... Soll ich weiter hoffen, trotz der Aussichtslosigkeit? Ist es Untreue, wenn ich davon ablasse? Soll ich mich ganz loslassen und die Abschiede vollziehen und mich ganz auf den Galgen einstellen? ... Auf jeden Fall muss ich mich innerlich gehörig loslassen und mich hergeben. Es ist die Zeit der Aussaat, nicht der Ernte. Gott sät; einmal wird er auch wieder ernten. Um eines will ich mich bemühen: wenigstens als fruchtbares und gesundes Saatkorn in die Erde zu fallen. Und in des Herrgotts Hand.
Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind. Ich bitte auch die Freunde, nicht zu trauern, sondern für mich zu beten und mir zu helfen, solange ich der Hilfe bedarf. ... Denen ich wehe getan, sie mögen mir verzeihen. Ich habe gebüßt. ...
Und so will ich zum Schluss tun, was ich so oft tat mit meinen gefesselten Händen und was ich tun werde, solange ich noch atmen darf: segnen.“
Brief an Luise Oestreicher am 23.Januar 1945
„Heute ist ein harter Tag. Nun sind alle meine Freunde tot, nur ich bin zurückgeblieben. Hier jetzt der Einzige im Eisen. was dahinter steht, weiß ich noch nicht, vermute aber nichts Gutes. Aber vielleicht ist es das notwendige Verbindungsstück zum Festen? Ich bin sehr müde vor Traurigkeit und Schrecken. ... Am gleichen Tag, an dem die Freunde starben, erhielt ich die Nachricht von der Geburt des kleinen Alfred Sebastian. Tod und Leben grüßen sich, und das ist unser Leben. Mehr als je steht mein Leben nun absolut auf Gott. Von mir aus ist es jeder rationalen Einflussnahme entzogen. Ich bete und vertraue und übergebe und verlasse mich auf den Herrn. Ich segne dich und die Freunde. Auf Wiedersehen.“
Zitat von Reichsmarschall Hermann Göring
Heinrich Himmler wollte die Asche der Hingerichteten ursprünglich auf den Getreidefeldern verteilen lassen. Göring: „Über den Acker ist zu anständig. Streuen Sie die Asche über die Rieselfelder!“
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